- ISBN 9783889752550
Geschichtsmythen über historische Ereignisse werden gezielt von der jeweils herrschenden Klasse verbreitet, um eine bestimmte Lesart für alle Zeiten verbindlich zu machen, sie festzuschreiben und in die Hirne einzupflanzen. Eines Tages gehen sie in die Geschichtsbücher ein und werden wie unumstößliche Wahrheiten gehandelt, die dann jeder Schüler auswendig zu lernen hat, um den Test zu bestehen. Ohnehin soll das Nachfragen und Nachforschen nach Möglichkeit nicht mehr stattfinden. Kritische Geister, Zweifler, Skeptiker und echte Forscher sind inzwischen bei uns zu Verschwörungstheoretikern geworden, denen ein Aluhut aufzusetzen ist.
Was die Sowjetgeschichte angeht, so wird bis heute über eine ganze Reihe von Dingen hartnäckig geschwiegen, die sich damals, Anfang der fünfziger Jahre zugetragen haben. Oder es wird einfach eine bestimmte Lesart verbreitet, die als „Fakt“ gehandelt wird. Kontroverse Debatten zu historischen Ereignissen finden in den Medien nicht statt. Geschichtsbilder werden von oben dekretiert. Eine Lesart gilt. Man soll nicht wissen, man soll glauben und das Geglaubte ist dann „mein Wissen“.
Nikita Chruschtschow, der Nachfolger Stalins, wird im Allgemeinen das „Verdienst“ zuerkannt, mit der „Diktatur Stalins“ aufgeräumt zu haben, so dass man ihn positiv wahrzunehmen hat. Er war ein menschlicher Kommunist ganz nach unserem Geschmack, Stalin dagegen war kalt und unbarmherzig, ein Tyrann halt, der all seine Gegner in Lager einsperrte oder sie gleich umbringen ließ. Stalin war böse, Chruschtschow war es weniger, und Stalins Vertrauter Berija, sein furchterregender Geheimdienstmann, sein Himmler, sei sogar ein Monster gewesen, das kleine Mädchen auf der Straße abfing, um sie dann zu Hause zu vergewaltigen. Kein Scherz, es wurde wirklich über ihn von Chruschtschow & Co. behauptet. Über niemand ist so viel Schmutz abgeladen worden wie über ihn, noch nicht einmal über Stalin selbst. Von diesem „Monster“ namens Lavrenti Pavlowitsch Berija ist in diesem Buch übrigens sehr viel die Rede. Wer also Bekanntschaft mit ihm machen möchte, dem sei das Buch empfohlen.
Aber was hat sich damals wirklich nach Stalins völlig unerwartetem Tod (der natürlich ein natürlicher Tod zu sein hat!) im März 1953 in Moskau zugetragen? Was ist darüber bekannt gemacht worden durch unsere Staats-Historiker? Aber auch die russische herrschende Meinung ist da kaum anders. Die herrschende Lesart: „Nach Stalins Tod sollte mit dem Personenkult Schluss sein, eine kollektive Führung sollte ran, und Chruschtschow wurde dann schließlich zum neuen Generalsekretär der kommunistischen Partei gewählt. Sein Konkurrent Berija wurde entmachtet, weil rauskam, dass er alle bespitzelte und weil er ein Verbrecher war.“ Punkt. Mehr brauchen wir nicht zu wissen. Alles ging mit rechten Dingen zu. Chruschtschow war legitimiert. Und die staatstreue deutsche Linke hat die Chruschtschowschen Lügen alle brav mit verbreitet und unter die Leute gebracht und tut dies heute noch, darunter die heutigen DDR-Nostalgiker und die DKP, die weiterhin unverdrossen über die Vorgänge von damals den Mantel des Schweigens legen, um „ihren Chruschtschow“, den Freund Walter Ulbrichts, zu retten.
Das vorliegende Buch blickt hinter die Kulissen und beleuchtet das, was sich wirklich damals zugetragen hat, dass dieser „menschliche Kommunist Chruschtschow“ mit Hilfe von Georgi Zhukow, dem „Helden der Sowjetunion“, am 26. Juni 1953 einen blutigen Putsch organisierte, um danach eine Politik einzuleiten, die vom erfolgreichen, antiimperialistischen Weg der Sowjetunion unter Stalin wegführte, um nach und nach immer mehr Elemente der „Marktwirtschaft“, also des Kapitalismus, in die sowjetische Wirtschaft einzuführen. Endlich der lang ersehnte „demokratische und menschliche Sozialismus“! Welche Folgen dieser neue Kurs hatte, wird in dem Buch aufgezeigt: Chruschtschow liquidierte über mehrere Jahre hinweg alle Anhänger Stalins, ließ sie durch Scheingerichte hinrichten oder zumindest aus der Partei ausschließen, darunter auch Molotow, veranstaltete zwei blutige Massaker gegen Demonstranten in Georgien und im Nordkaukasus, desorganisierte die sowjetische Wirtschaft, spaltete die kommunistische Partei in zwei Teile, und seine Landwirtschaftspolitik führte Anfang der sechziger Jahre dazu, dass zum ersten Mal in der Geschichte der Sowjetunion Getreide aus westlichen Ländern eingeführt werden musste, es begann die Verschuldung an die westliche Finanzmafia, er rüstete einseitig ab und erntete damit den Beifall der westlichen Qualitäts-Medien. Die ersten Schlangen vor den Geschäften waren in der Chruschtschow-Zeit zu sehen, die Unzufriedenheit wuchs in der Bevölkerung, aber die Zufriedenheit auf den Gesichtern jener, die dem Kommunismus ohnehin nicht wohlgesonnen sind, ebenfalls...
Der ‚demokratische‘ Präsidentschaftskandidat Hubert Humphrey nach seinem achtstündigen Gespräch mit Chruschtschow in die Vereinigten Staaten zurückgekehrt: „Dieser Mann ist ganz auf unserer Linie!“
Geboren am 18. März 1949 in Holte, einem kleinen norddeutschen Dorf (Kreis Cuxhaven). Besuch des Wirtschaftswissenschaftlichen Gymnasiums der Pestalozzischule Bremerhaven, wo ich im Sommer 1967 mein Abitur ablegte.
Nach Bundeswehrzeit Studium der Rechtswissenschaften von 1969 bis 1971 (ohne Abschluss), dann Studium der Anglistik und der Politikwissenschaften bei Professor Ernst Roloff in Göttingen. Erstes Staatsexamen 1977 nach Besuch der Pädagogischen Hochschule, anschließend Vorbereitungsdienst an der Realschule Lathen/Ems und Bestehen der Zweiten Prüfung für das Lehramt an Realschulen (Herbst 1978).
Übernahme als Beamter auf Probe in den öffentlichen Schuldienst (1979) in Langelsheim bei Goslar. Frühjahr 1983: Berufsverbot wegen meiner öffentlichen Kritik an den niedersächsischen Behörden bezüglich neonazistischer Tendenzen an deutschen Schulen und zweier Spenden für die Zeitung UZ. Eigentlicher Grund: Meine Arbeit für die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes in Goslar während meiner Probezeit. Anschließend, von 1984 bis 1986, Umschulung zum Dolmetscher/Übersetzer/Fremdsprachenkorrespondenten in Englisch, Französisch und Spanisch an der Buhmann-Schule Göttingen.
Von 1987 bis 1991 Sprachenlehrer an der Bénédict School in Dortmund, Ausbildung von Fremdsprachenkorrespondentinnen für die IHK-Prüfung in der englischen Fremdsprachenkorrespondenz.
Im Sommer 1991 nach Schröder-Amnestie Übernahme in den Schuldienst in Niedersachsen (Osnabrück), später, 1993, Schulwechsel und Lehrer an der Maria-Sybilla-Merian Gesamtschule in Bochum/Wattenscheid für die Fächer Englisch, Gesellschaftslehre und Berufsvorbereitung. Aus gesundheitlichen Gründen 2009 vorzeitig pensioniert, seitdem im Ruhestand